Lletres: Konstantin Wecker. Stilles Glück, trautes Heim. Alle Haben Recht.
Ja, der Meier hat recht,
und der Muller hat recht,
und der Peter hat recht,
und die Mia hat recht.
Und der Kohl hat recht,
und der Wirsching hat recht.
Und vor allem habe ich
in erster Linie immer recht.
Meine Mutter hat recht,
ein Pfund Butter hat recht,
die Raketen haben recht,
und die, die beten, haben recht.
Ja, die Grunen haben recht,
und die, die suhnen, haben recht.
Alle Hunen sind im Recht,
und die auf Buhnen haben recht.
Alle, alle, alle habn se recht,
und den andern, andern, andern geht es schlecht.
Und so ist das ganze Menschengeschlecht
seit Jahrtausenden im Recht.
Alle wissen alles besser.
Und wenn's sein mu?, mit dem Messer.
Korner- oder Leichenfresser,
immer findt sich ein Professor,
der ein letztes Urteil fallt,
das die Welt zusammenhalt.
Alle Kritiker habn recht,
die Politiker habn recht,
und vor allem, nicht vergessen,
ich, ich, ich, ich habe recht.
Alle Krieger haben recht,
denn sie nehmen sich ihr Recht,
und verliert man ein Gefecht,
dann verliert man das mit Recht.
Und die Richter haben recht,
manchmal haben Dichter recht,
nur die Armen hab'n kein Recht,
und Erbarmen ist schlecht.
Alle habn sie eine Meinung,
manchmal hilft eine Erscheinung:
Jutesack und Smokingjacke
richtig ist nur meine Macke.
Alle, alle habn se recht,
und den andern, andern, andern geht es schlecht.
Und so ist das ganze Menschengeschlecht
seit Jahrtausenden im Recht.
Keiner fragt sich, ob vielleicht
seine Sicht der Welt nicht reicht,
und im Tanz der Wirklichkeiten
mussen alle weiterstreiten.
Und das Individuum
steht nur stumm im Abseits rum.
Alle, alle, alle, habn se recht,
und den andern, andern, andern geht es schlecht.
Und so fliegt das ganze Menschengeschlecht
in die Luft und das mit Recht, mit Recht!
Wecker, Konstantin
Stilles Glück, trautes Hei
Wecker, Konstantin