Lletres: Konstantin Wecker. Vaterland. Vaterland II.
Was ist das nur, ein Vaterland
In welchen Grenzen wohnt es?
In denen wie vor hundert Jahren
Wen ha?t es, wen verschont es.
Und was verbindet uns mit ihm,
Sein Reichtum, seine Siege?
Wie schnell hat man ihm doch verziehn
Die Toten und die Kriege.
Was la?t mich stolz sein auf ein Land
Nur weil es nicht so arm ist
Wie andre, wo?s vielleicht dafur
Dem Volk im Herzen warm ist.
Und hatte nicht ein Mutterland
- ich wei? das gibt es nicht -
fur alle die ihm anvertraut
ein lieberes Gesicht?
Was ist das nur, ein Vaterland?
Was ist das nur, ein Vaterland
Ist es dein Fleisch und Blut.
Macht es dir, wenn du rebellierst
Zum freien Denken Mut?
Ist es ein Vater, der dich stets
Auch uber Klippen fuhrt
Oder ein sturer alter Mann
Der dir den Hals zuschnurt?
Willst du an dieses Vaters Hand
Wirklich in schweren Zeiten
Voll Zuversicht zu diesem Band
Durch Hohn und Tiefen schreiten?
Liebt dich denn dieser Vater auch
Wie wirst du ihn beerben
La?t er dich ohne Eifersucht
Wirklich erwachsen werden?
Vom Untertan zum Burger werden?
Genugt es denn nur Kind zu sein,
Da? man sich erst beschwert
Wenn einen dieser Vater Staat
Nicht wie gewohnt ernahrt?
Und mussten wir nicht endlich auch
Den Vater uns erziehen
Ihn fordern mit Ideen, mit
Visionen, Utopien?
Was soll das noch, ein Vaterland,
In den vernetzten Zeiten
Wollen wir denn wirklich immer noch
Um Blut und Rasse streiten?
Nicht spreche ich von Heimat,
Ihren Kindheitszauberorten,
Den Klangen, den Geruchen,
All den wohlvertrauten Worten.
Und Heimat ist doch uberall,
Wo man sich damit segnet
Da? man, fur Augenblicke nur,
Sich endlich selbst begegnet
Nur dieses arg mi?brauchte Wort
La?t sich fur mich nicht fassen
Ich kann den Ausdruck Vaterland
Nicht lieben und nicht hassen
Und glaubt mir Freunde, mir genugt
Mein Vater zur Genuge.
Ein ganzes Land als Vater war
schon immer eine Luge
Wecker, Konstantin
Vaterland
Wecker, Konstantin